Kürzlich war ich mit einer besonderen Frau wandern. Inderin, Anwältin, aus gutem Haus. Sie musste aus der Metropole raus. Irgendwas war dort schief gelaufen, aber ich wusste noch nicht was … Eine gemeinsame Freundin bat mich, mich mal mit ihr zu treffen. Und schon waren wir auf dem Weg in die Berge von Goa.
„HALT STOP, POLIZEI“
Bitte rechts ranfahren. Nicht gut, denn ich hab keinen für Indien gültigen Führerschein. Das bemerken die beiden Pozilisten auch gerade, doch da erwacht in meiner Beifahrerin die Furie; nur ein kleines bisschen. Abrupt werden beide Polizisten lammfromm. Erinnerungen an Mama kommen hoch. Sie bitten mich, schnell weiterzufahren. Was Energie doch nicht alles regeln kann. Ohne Worte.
EINE SEKUNDE
… und hundert Meter später hab ich das hinter mir gelassen. Denke mir, dass es schön ist, jemand „Kompetenten“ dabei zu haben. Ich grinse sie an. Doch sie wird gerade erst richtig wütend. Schaukelt sich hoch. Redet von Rassismus und warum sie ausgerechnet mich anhalten und so weiter.
INTERESSANT
Ist das ein Muster? Aber sowas von. Und das zeigt auch die Wanderung. Deswegen gehe ich bei 1:1 Coachings gerne ausgiebig wandern, segeln, fischen, biken, campen, bahnfahren, whatever – irgendwas Schönes, Aktives, halbwegs Monotones. Da kann man sich wunderbar kennenlernen, in echt. Denn erstmal muss man einen Menschen ausgiebig kennenlernen; im echten Leben. Wie soll man ihn sonst verstehen und wirklich helfen?
ANYWAY – ZURÜCK ZUM HIKE
Wir waren inzwischen im letzten indischen Bergdorf angekommen, parkten den Mercedes und folgten Google Maps per pedes in Richtung Abenteuer, zum Eingang des Nationalparks. Nur noch um die Ecke, über die Brücke und schon kanns losgehen …
Doch fuck) Um die Ecke klappt noch, aber da ist keine Brücke. Nur ein Gebirgsfluss und die Straße führt mitten hinein. Wir stehen da wie der Ochs vor der frisch gestrichenen Stalltür. Die Einheimischen lachen, erzählen, dass sie hier sonst mit dem Jeep queren – außerhalb des Monsoons.
ICH LACHE
… ziehe mir die Chucks aus, packe Smartphone und Schlüssel rein und greife mit meiner linken ihre rechte Hand, nachdem sie sich ebenfalls die Schuhe ausgezogen hat. Und los geht’s: ab durch die Strömung.
Ein Einheimischer kommt uns hinterher, auch in den Fluss. Das gefällt ihr gar nicht. Sie fangen an zu streiten, auf Hindi. Bollywood. Die Anwältin fängt wieder Feuer. Der Einheimische wird plötzlich still. Mit böse verzogenem Mund dreht er nicht um, nein er hastet an uns vorbei, zur anderen Seite.
FRAGEND SCHAUE ICH SIE AN
Sie erklärt, der wollte nur Geld. Wir schaffen das aber auch so. Er meinte, wir würden sterben in der Strömung. „Ich hab IHM den Tod gewünscht“, hängt sie noch an. Und ICH denk mir so: „Oh key…“
Die Strömung war tatsächlich nicht ohne, doch wir haben es gewuppt. Die Retourkutsche ließ jedoch schon auf sich warten: Am Eingangstor zum Nationalpark wartete der Wärter, rechts daneben der weiterhin mies dreinblickende Flussmensch, noch immer am Leben.
„WIR HABEN GESCHLOSSEN
… wegen Überschwemmungen. Wege unpassierbar. Brücke weggerissen. War ein starker Monsoon dies Jahr.“
Der Flussmensch grinst. Die Anwältin will Verantwortliche sprechen und los geht das Telefonieren und Streiten. Erneut. Nettes Theater. Doch es bringt nichts. Rückzug.
„GESCHIEHT DIR DAS ÖFTER?“
… frage ich sie? „Ja, ständig. Deswegen musste ich auch aus der Stadt und dem Job raus. Männer sind Schweine, besonders hier im Land. Ständig muss man kämpfen. Und als Frau in Indien hat man es nicht leicht“, antwortet sie.
Da ist was dran und gerade Letzteres stimmt umfänglich. Indien gilt als eines der gefährlichsten Länder für allein reisende Frauen und vielen Einheimischen geht es nicht besser. Das Kastensystem ist immer noch präsent und dass das Verbrennen von Hexen nicht mehr ganz so en vogue ist, ist in vielen Dörfern noch nicht angekommen. #desperatehousewives
Und doch frage ich mich (und sie), ob sie nicht vielleicht doch den ein oder anderen Kampf selbst provoziere – und ob all das nicht auch massive Nachteile mit sich bringe?! Das Instant Karma hatte bereits gesprochen.
EASY
Ich hätte den Flussmenschen schlicht freundlich ausgelacht (das funktioniert bei so ziemlich allen Menschen) und wäre weitergelaufen. Und der Pförtner hätte uns für ein paar hundert Rupien salutierend den Schlagbaum erektiert. So kommt man entspannt und geschmeidig durch Indien.
ZURÜCK DURCH DEN FLUSS
… aber noch längst nicht aufgegeben. Auf der anderen Seite folgen wir dem Ufer und als das Gestrüpp zu dicht und die Spinnennetze so groß wie Wagenräder werden (in Indien fangen die Vögel), folgen wir dicht am Fluss verlaufenden Bahngleisen, kommen so auch an die Nationalparkgrenze, klettern über den Zaun und sind drin.
LOS GEHT DAS ABENTEUER
… und davon erleben wir so einige und schlussendlich, fünf Stunden später, einen bombastischen Wasserfall, ganz für uns allein. Auf dem Weg queren wir Flüsse und Bäche. Weil eine Brücke weggerissen und die Strömung zu stark ist, müssen wir ins Gebirge ausweichen, zurück auf die Gleise und durch Tunnel hindurch. Eine grinsende Omi, die mitten im Nirgendwo in einer Hütte lebt, macht uns einen Chai und bricht mir eine Betelnuss auf.
#beteljuicebeteljuicebeteljuice
IM DORF HIESS ES NOCH:
„Seid zurück, bevor es dunkel wird. Der Park macht nicht ohne Grund sonst um 4 Uhr nachmittags zu.“ Wir haben gelächelt und naja, pünktlich zur Dämmerung sind wir auch: am Wasserfall.
Auf dem Weg dorthin sind wir Gleisarbeitern und ein paar zwielichtigen Gesellen begegnet. Mit so ziemlich jedem hat sie sich angelegt. Tagsüber fand ich das interessant und es war auch wertvoll, um ihr ihre Muster bewusst zu machen. Aber all diese wütenden Kollegen im Wald (Inder können sehr nachtragend sein – sind nämlich Menschen), sind in der Dunkelheit dann doch ein gewisses Risiko. Und wir befinden uns mitten im Dschungel.
WARST DU SCHON MAL NACHTS IM DSCHUNGEL?
Es ist stockfinster, also wirklich stockfinster und schwül und Myriaden von Tieren schreien, brüllen, zirpen und zwitschern. Ein europäischer Wald bei Nacht ist mucksmäuschenleise. Zerbricht irgendwo ein Ast, dann hört man es meilenweit. Die Zeit scheint still zu stehen.
Hier im indischen Dschungel gehen wir nebeneinander und müssen fast schreien, um uns zu verständigen. Lärmpegel: startendes Flugzeug. Handyempfang: null. Also nach Gefühl zurück. Ohne Google Maps. Ohne sichtbaren Weg. Intuitiv. Nochmal 12 Kilometer. Easy …
DOCH PLÖTZLICH WURDE MIR KLAR
… warum der Park sonst um vier schließt: Katzen. Nein, nicht die flauschigen Whiskasinhalatoren im Handtaschenformat. Großkatzen: krass, aggressiv, geschmeidig und mächtig. Leoparden, Panther und Tiger; männliche Tiger bringen über 300 Kilogramm auf die Waage. #noteasytolift
Am Eingangstor waren sie alle schön auf Bildern dargestellt (da sahen sie noch ganz nett aus) und deswegen fahren die Leute hier normalerweise auch im Jeep durch.
UND DIE SEHEN NACHTS WEIT BESSER
Alle Katzen haben einen Restlichtverstärker in ihren Augen, das sogenannte Tapetum lucidum. Das sorgt auch für das geheimnisvoll Leuchten derselben, wenn man sie nachts mit der Lampe oder dem Scheinwerfer anstrahlt. Ich bin jedoch schon einige Kapitel weiter, in meiner Bibliothek.
Im letzten Hinterstübchen suche ich nach den Survival-Büchern, die ich schon gelesen habe. Wie war das nochmal bei Großkatzen? Laut sein und sie so verscheuchen oder werden sie so erst angezogen und es ist weit besser, so still wie möglich zu sein und unter den Lärmteppich des Dschungels zu schlüpfen? Oder galt das für Bären? Und was ist, wenn plötzlich eine vor Dir steht? Stehen bleiben und verharren oder groß machen und brüllen – na sicher nicht weglaufen. Auf die Nase, in die Augen, in den Schwitzkasten oder über die Mutter lustig machen? Und …
WAS TANZT HIER SONST NOCH DURCH DIE NACHT?
Heimisch sind die bis über fünf Meter langen Königs-Cobras, die größte Giftschlange der Welt. Ein wunderschönes, majestätisches Tier, das sich bei Gefahr mannshoch aufrichten und eindringlich fauchen kann. Schau es Dir bei Youtube an. Die Legende besagt, dass solche eine Majestät ihren Schirm über dem meditierenden Buddha aufgespannt hat, als der Monsoon einsetzte, er (ohne Erleuchtung) aber nicht gehen wollte.
#trumpy
SNAKEEATER
Glücklicherweise stehen wir bei ihr nicht auf dem Speiseplan. Sie ernährt sich primär von anderen Schlangen und ist tagaktiv. Nicht so wie die feuerwehrschlauchdicken Pythons, die sich tagsüber gerne um Bäume wickeln, um so die Knochen ihrer einverleibten Mahlzeit aufzubrechen #kauenrules.
Bis zu 10 Meter lang und 180 Kilo schwer werden sie – dann nicht mehr baumkompatibel. Besonders mit einem Schaf, Reh oder Wildschwein im Bauch. Menschenfresser? Gelegentlich, also selten. Meist ist es umgekehrt und die Menschen töten dieses wunderschöne Geschöpf aus Dummheit und Angst (fast dasselbe).
Weiter auf der Checkliste: Wie weit steigen Krokodile eigentlich auf oder bleiben sie immer in den niederen Flussbereichen? Viele spannende Fragen.
UND SO VER-GEHEN EIN PAAR BANGE STUNDEN
Höchste Anspannung. Die Anwältin schlägt sich wirklich tapfer und ist wie ausgewechselt. Halb im Ernst, halb im Scherz philosophieren wir darüber, ob wir eher wegen eines wütenden Gleisarbeitermobs oder wegen eines hungrigen Tigers nicht mehr heil nach Hause kommen. Eines ist sicher: falls ja, dann werden wir bombastisch schlafen.
Beim Queren lassen wir inzwischen die Schuhe an. Bei meinen Chucks wäre alles andere auch nicht smart. Sie sind inzwischen blutig und meine Füße voll Blasen, garniert von der ein oder anderen Schnittwunde vom Barfußlaufen, Schwimmen und Queren.
NACH MONATELANGEM LOCKDOWN
… einfach mal knapp 24 km wandern zu gehen, in völlig unpassenden Schuhen, war auf jeden Fall ein ordentliches Brett für meine Füße. Das war mir schon vorher bewusst, aber auch egal. Als überzeugter Minimalist hat man keinen Schuhschrank im Handgepäck. Zudem war ich sowohl auf dem Franziskusweg als auch auf dem Dach der Welt wochenlang in Barfußschuhen unterwegs. Was soll ein Tag in Indien da schon ausrichten.
Naja … Erst zwei Wochen später werden sich zuerst die Schmerzen auflösen und dann zwei komplette Fußnägel ab. Ist mir noch nie passiert, aber die wollen wohl nie wieder in irgendwelche Schuhe. So long. Dr. Google sagt, dass sie wieder nachwachsen.
DA – FEUER
Nur noch knapp 3 km vom nächsten Dorf entfernt sehen wir es leuchten. Ein Lagerfeuer. Wir wissen nicht, ob das gut oder schlecht ist. Und wer ist das zugehörige Rumpelstilzchen: unser Flussmensch. Nachts. Im Wald. Allein. Gruselig. Was hat er vorhin noch gesagt? Ja, genau, dass wir sterben werden. Und wer kriegt sich wieder in die Haare?
RICHTIG: DIE BEIDEN
… auf Hindi, so dass ich nichts verstehen und kaum eingreifen kann. Irgendwann fängt er nur noch an, auf ihre mehr als nur üppige Oberweite zu starren, die sie mehr als nur freizügig im BH und bei offener Bluse zur Verfügung stellt. In Indien auch keine gute Idee, aber bei den saunaartigen Bedingungen durchaus verständlich. Ich hab mich meines Shirts schon auf dem Hinweg entledigt. #hakunamatata
Er starrt sie nur noch an. Sie hasst ihn. Ich pfeif ihn zurecht und sie ebenso. Weiter geht’s. Wir sind noch längst nicht am Auto. Zum Glück übertönt das Adrenalin die Schmerzen.
IRGENDWANN KOMMEN WIR AN
Lichter, Gleise, Straße, Menschen, Zaun, Parkplatz: Auto. Drin.
Tief durchatmen. Ich fange an zu lachen. Sie auch. Und zu weinen und zu lachen und zu weinen. Sie kann das gleichzeitig. Sie ist komplett durch. Und ihr wird bewusst, wie viel Stress sie sich doch täglich selbst erschafft – zB auch, weil sie nicht früher los wollte und dann noch ne Stunde zu spät kam. Ich lach sie aus. Sie lacht über meine blutenden Füße.
Euphorisch bis zum geht nicht mehr fahren wir nach Hause, besprechen alles, lassen es Revue passieren. Lachen. Reflektieren. Kaum ein Mensch ist glücklicher als der, der einer Gefahr entronnen ist und sich wieder sicher fühlt. Noch einmal unter den Wasserfall, diesmal den heimischen, und ab ins Bett. Die Moral von der Geschicht:
MACH KEINEN STRESS – DAS LOHNT SICH NICHT
… denn oft entsteht er nur, weil Du siehst, was nicht ist, und es dadurch erst erschaffst. #selbsterfüllendeprophezeiung
Und ja: dann ist es wirklich da. Lässt Dich fühlen, richtig gelegen zu haben und machst Dich selbst doch nur zum Narren. Verzweifelst an der Welt und schaffst sie selbst. So …
OPEN YOUR MIND & KISS FROM GOA
„Du stehst mitten im größten Fluss des Lebens, den dieses Sonnensystem je geschaffen hat. Doch wenn Du ihm den Rücken kehrst, bockig bist und die Arme verschränkst, dann ist es doch klar … dann fließt alles an Dir vorbei.
Du musst Dich ihm zuwenden, ihn lieben, lernen, verstehen, Dich öffnen und ihm entgegengehen – denn am Widerstand wächst die Kraft.“
Dr. Z
ZEIT, DEIN LEBEN ZU REVOLUTIONIEREN ?
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